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Mitgefühl und Empathie

An jeder Ecke gibt es Selbsthilfebücher, für mehr Selbstliebe. Das ist gut und auch sehr wichtig. Was man aber selten sieht, ist ein Ratgeber für mehr Mitgefühl und für Gemeinschaftssinn.

Mitgefühl, Empathie, Wertschätzung, Gemeinschaftssinn sind die Grundmauer einer guten Gesellschaft. Für ein gutes Zusammenleben. Gemeinschaftssinn, alle mitkommen lassen, sind heute leider Dinge, die sehr selten geworden sind. Viele Menschen sind nur auf sich und ihren eigenen Erfolg bedacht. Da werden Ellbogen ausgepackt, und sich nach vorn gekämpft ohne Rücksicht auf Verluste. Hauptsache, es geht dem Einzelnen gut. Nur nicht zu langsam sein, verlieren, zu wenig haben. 

Dabei wird dann schnell vergessen, dass eine Gemeinschaft nur dann wirklich erfolgreich sein kann, wenn jeder seinen Platz bekommt. Wirklich große Dinge können wir nur gemeinsam erschaffen.

Es ist so unglaublich wichtig, alle mitkommen zu lassen. In einer großen Gemeinschaft, sollte der Grundsatz gelten, dass auch der schwächste seinen Platz haben darf. 

Natürlich ist es wichtig, gut für sich selbst zu sorgen und einen liebevollen Blick auf sich selbst zu richten. Keine Frage. Denn nur, wenn Du gut für Dich selbst sorgst, kannst Du auch gut für andere da sein. Es ist also genauso wichtig für Dich selbst zu sorgen und gleichzeitig auf für andere da zu sein. Denn es macht zu dem auch unglaublich glücklich und bereichert sehr, wenn Du anderen gutes tust.

Sei es, jemandem die Tür aufzuhalten, Danke zu sagen, jemanden anzulächeln, jeden in der Arbeit zu grüßen und auf Augenhöhe zu begegnen. Auch die Hausmeisterin oder den Putzmann.

Du kannst auch einfach mal fragen, wie es Deinem Gegenüber geht. Und damit meine ich nicht, das geplänkelte „Wie gehts?“ .

Ich meine damit, wirklich wissen zu wollen, was in dem anderen vor geht, was ihn oder sie beschäftigt.

Bei Empathie geht es um einfühlendes Verständnis. Es geht darum, nicht irgendetwas zu tun. Sondern einfach da zu sein.

Die Bedürfnisse und Wünsche des anderen zu sehen. Sich in den anderen hinein zu versetzen. Den eigenen Verstand leer zu machen und mit Deinem ganzen Wesen zu zu hören. (Rosenberg, Gewaltfreie Kommunikation).

Nicht einfach ungefragt Ratschläge zu erteilen. Stattdessen nach zu fragen und Dich zu vergewissern, ob Deine Tipps oder Dein Trost überhaupt gefragt sind. 

Manchmal glauben wir in einem ersten Impuls, die Situation in Ordnung bringen zu müssen und vergessen dabei, präsent zu sein und auf den anderen ein zu gehen und wahrhaftig in Kontakt zu treten. 

Wenn Du diesen Impuls das nächste Mal verspürst, sofort die Situation ordnen zu müssen, dann halte einfach erst mal einen Moment lang inne. Hör Deiner inneren Stimme zu. Was ist der Impuls, die Idee, die Lösung? 

Im nächsten Schritt, überprüfe den Impuls. Warte gerne auch erst Mal ab, ohne etwas zu tun und sieh, was passiert. Denn auch Wut, Angst, Trauer, Schmerz und Hilflosigkeit dürfen erst Mal da sein und haben ihre Daseinsberechtigung. Nur, wenn Du diese Gefühle zu lässt und anerkennst, verschwinden sie von ganz allein wieder. Anstatt unangenehme Gefühle zu unterdrücken, indem Du beispielsweise sofort in die Handlung gehst. 

Also halte immer erst einen Moment inne. Geh auf Dein Gegenüber ein.

Wenn Du fragst, wie geht es Dir? Was brauchst Du? Dann nimm Dir Zeit, sei präsent, höre zu. Das ist  so viel machtvoller, als sofort in die Handlung zu gehen.

Du erkennst, dass Dein Gegenüber Empathie erfahren hat, wenn der Druck von ihm abfällt und alles gesagt wurde, was zu sagen war. Empathie zu schenken, kann heilsam sein. Denn dadurch kann der Sprechende in tieferen Kontakt mit sich selbst kommen und Klarheit finden.

Es kann sein, dass Du jemand bist, der jetzt sagt: „Ich bin ja schon ein sehr mitfühlend und emphatisch. Manchmal vielleicht sogar zu sehr. Manchmal fühle ich so sehr mit jemandem, dass es ich mich selbst schlecht fühle.“

Dann würde ich erwiedern, dass Mit-fühlen nicht Mit-leiden heißt. 

Wenn Du jemand bist, der schnell mal mit-leidet, und Schmerz oder Trauer oder ähnliches sogar körperlich spüren kann, dann hör jetzt bitte gut zu. 

Du kannst selbstverständlich jederzeit erkennen, dass Person xy in dieser oder jenen schlechten Situation ist. Du kannst auch Deine Unterstützung anbieten. Du kannst auch versuchen, die Situation nach zu vollziehen, was auch nicht heißen muss, dass Du die Situation für gut oder richtig befindest, wenn es z.B um Drogen oder Gewalt geht. Aber Du kannst versuchen, die Situation zu verstehen. Zu begreifen. Das ist alles gut und richtig. 

Aber mitfühlen heißt niemals, dass Du auch oder genauso leiden musst, wie der Betroffene. Damit ist niemandem geholfen. Damit ist auch kein Problem gelöst. Das einzige Ergebnis ist nur, dass es Dich viel Kraft kostet und es Dir danach schlechter geht.

Du bleibst, wenn Du Mitgefühl zeigst, immer verantwortlich für Dein eigenes Wohlbefinden. 

Wenn Du selbst so viel gibst, dass Du ausbrennst und keine Energie mehr hast, vor lauter Mit-leiden, dann kannst Du gar niemandem mehr Unterstützung geben. Das sollte nicht das Ziel sein.

Mitgefühl und Empathie fangen also als erstes bei Dir selbst an. Sei voller Liebe und Mitgefühl für Dich  selbst. Richte stets einen liebevollen Blick auf Dich selbst. Denn nur, wenn es Dir selbst gut geht, Du für Dich einstehst, kannst Du auch gut für andere da sein.

Vielleicht glaubst Du, dass Du egoistisch bist, wenn Du auf Dich selbst achtest. Aber Du kannst ganz leicht, ganz bei Dir sein und gleichzeitig oder gerade deshalb auch ganz für Dein Gegenüber da sein, präsent sein und zuhören.

Etwas für mich sehr wichtiges und hilfreiches, das ich einmal gelernt habe und was mein Leben stark verändert hat, waren die folgenden Sätze:

„Sei nicht nett. Sei echt. Es hat nichts erleuchtetes, wenn Du Dich selbst kleiner machst, nur um andere größer wirken zu lassen.“ 

Dein Leben mag zwar auf den ersten Blick leichter erscheinen, wenn Du so manches im Alltag und Beruf herunterschluckst und hinnimmst, um nicht in Konflikte zu geraten und die vermeintliche Harmonie aufrecht zu erhalten. Langfristig gesehen, wird es aber niemanden wirklich glücklich machen. Weder Dich noch Dein Gegenüber. Wenn Du ehrlich bist, Dir über Deine Bedürfnisse im klaren bist und Dir selbst treu bleibst, wird es zwar immer wieder zu Konflikten kommen. Aber dafür weißt Du, wer Du bist und dass Du echt bist, authentisch bist. Du handelst stimmig mit Deinen Werten und dem was Dir wichtig ist. Und genau das ist es doch, was wir an manchen Menschen so sehr zu schätzen wissen. Man weiß genau, woran man ist, wenn jemand ehrlich ist, sich treu bleibt und für sich selbst einsteht.

Und wenn man ganz genau hin sieht, ist das alles andere als ehrlich und aufrichtig, wenn ich mich und meine Bedürfnisse, meine Meinung um des Friedens willen immer wieder zurück stelle.

Denn dann entstehen genauso Streit und Aggressionen in Form von Sarkasmus, dem beißendem Spott und unterschwellige Botschaften, die eine schlechte Atmosphäre schaffen, die dann mein Gegenüber noch viel weiter von mir entfernen, als wenn ich von Beginn an ehrlich für mich eingestanden wäre.

Selbst wenn es dann soweit kommt, dass Du in einem Konflikt mit jemandem bist, kannst Du Dich jederzeit dafür entscheiden, eine andere Richtung einzuschlagen. Von Wut, Neid oder Trauer hin zu Liebe, Mitgefühl, Verständnis und Dankbarkeit. 

Auch oder gerade dann, für Menschen Mitgefühl und Empathie zu empfinden, wenn ich mit diesem Menschen in Konflikt bin.

Probier es ruhig gleich mal aus:

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Finde einen bequemen Sitz.

Atme tief ein und aus. Und nochmal tief ein. Und wieder aus.

Werde Dir Deines Körpers gewahr.

Lege nun Deine Hand auf Dein Herz.

Spüre Mitgefühl, Verständnis, Wertschätzung und bedingungslose Liebe für Dich selbst.

Du bist es absolut wert, bedingungslos geliebt zu werden. Ganz ohne Dein zu tun.

Auch wenn es Dir vielleicht noch niemals in Deinem Leben jemand gesagt hat, aber Du bist wertvoll und Du bist absolut liebenswert, ganz ohne Dein zu tun.

Erlaube Dir diesen Gedanken über Dich selbst.

Und nun denke an einen Menschen, den Du sehr gern hast und spüre auch hier tiefes Mitgefühl, Verständnis, Wertschätzung und bedingungslose Liebe für diesen Menschen.

Denke nun an jemanden, mit dem Du Dich im Konflikt befindest.

Und spüre nun auch hier, tiefes Mitgefühl, Verständnis, Wertschätzung und bedingungslose Liebe für ebendiesen Menschen.

Spüre nun nochmal Mitgefühl, Verständnis, Wertschätzung und bedingungslose Liebe für Dich selbst. Und spüre, wie diese Gefühle mit jedem einatmen noch stärker werden und sich immer weiter in Deinem Körper ausbreiten, bis in jede Zelle, jedes Atom und jede Quante Deines Körpers.

Gib Dich diesem Augenblick ganz hin.

Und komme nun zurück in eine neue Welt. Eine neue Perspektive.

Spüre nochmal in Dich hinein, wie sich nun Dein Bild zu diesem Menschen, mit dem Du in Konflikt warst, verändert hat.

Atme nochmal tief ein. Und wieder aus. Und nochmal tief ein und wieder aus. Und komme nun wieder zurück ins hier und jetzt.

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Du kannst diese Übung jederzeit wiederholen. Sogar dann, wenn Du Dich gerade in einem Streit mit jemandem befindest. Du kannst diese Übung aber auch für eine Situation oder Erkrankung oder ein Organ oder Körperteil mit dem Du Dich in Konflikt befindest anwenden. Und spüren, wie schnell sich alles ändert, wenn Du Deine Perspektive im inneren änderst.

Um Dir über Deine eigenen Bedürfnisse und die Deines Gegenübers klar zu werden, kannst Du die folgenden drei Fragen stellen, 

Wie ist die Situation objektiv betrachtet zu sehen?

Wie fühlst Du Dich in dieser Situation?

Was brauchst Du, damit es Dir besser geht?

Bei der Frage nach dem Gefühl, wirklich ein Gefühl nennen. Hier Beispiele, was ein Gefühl ist: traurig, wütend, ängstlich, fröhlich, gelassen, entspannt, angespannt, verkrampft, glücklich, freudig.

Hier Beispiele, was keine Gefühle sind, sondern die Verantwortung für die eigene Situation an jemand anderen abgeben: Ich fühle mich verletzt. Ich fühle mich ungerecht behandelt. Ich fühle mich nicht gesehen und gehört.

Bei der Frage „Was brauchst Du?“ wirklich hinhören, was Dein Gegenüber braucht, und nicht selbst sagen, was Du glaubst oder erwartest, was Dein Gegenüber zu brauchen haben sollte.

Weil sich viele nicht über ihre eigenen Bedürfnisse im Klaren sind, kann es gut sein, dass Dein Gegenüber erst Mal etwas Zeit zum nachdenken braucht. Gib ihm bitte auch diese Zeit.

Wenn Du Dich wirklich darauf einlassen kannst, wirst Du sehen, wie wundervoll sich die Situation auflösen kann und wieviel Du über Dein Gegenüber erfährst.

Ein Wort zum Schluss. Mitgefühl und Empathie sollten geschenkt werden, ohne eine Gegenleistung zu erwarten.

Wenn ich unbewusst eine Gegenleistung erwarte oder mir erhoffe, dass vielleicht doch etwas für mich herausspringt oder ich erwarte, dass sich mein Gegenüber sein Verhalten mir gegenüber in positiverweise verändert, wird das nicht funktionieren. Es macht vielmehr eher unglücklich, fordernd, grimmig und verbittert. Denn man sieht sich dann selbst im Mangel. 

Daher ist es so wichtig, die Liebe, Mitgefühl und Wertschätzung bedingungslos zu schenken. Nur dann, bist Du selbst wirklich frei und kannst anderen ihr frei sein lassen und sie so lassen, wie sie sind. Das ist es, was das Leben leicht und reich macht. 

Wie immer gilt, bei allen Infos und Impulsen, die ich Dir hier an die Hand gebe: geh erst Mal in Dich. Halte einen Moment inne. Überprüfe genau, ob die Inhalte und welche Infos genau wirklich zu Dir passen. Zu Dir. Deinem Leben. Deinen Werten und Deiner Situation. 

Wo die Tür offen steht und womit Du in Resonanz gehst, das nimm gerne mit. Alles andere darf hier bleiben.

Diesen Beitrag gibt es auch als Podcast auf iTunes und Spotify unter dem Titel: Power up your soul.

Follow your pleasure – Folge der Freude.

Namaste, Ciao und bis bald.

Deine Bettina Kugler

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